Meine Sprachreise Brasilien
Um meine in der Volkshochschule erworbenen Sprachkenntnisse zu verbessern und gleichzeitig einige Städte von Brasilien, Kultur und Menschen kennenzulernen, entschied ich mich für eine Sprachreise Brasilien.
Meine Wahl fiel auf das Angebot von lernen & helfen Sprachreisen, das einen jeweils einwöchigen Aufenthalt in Rio de Janeiro und Salvador da Bahia vorsah.
Meine Sprachreise Brasilien sah vor, dass vormittags jeweils Unterricht sein sollte und nachmittags in Begleitung Ausflüge in der Stadt stattfinden sollten. Ich habe dann noch einen einwöchigen Aufenthalt in Olinda in Pernambuco angehängt.
Rückblickend muss ich sagen, war die Sprachreise Brasilien einer meiner schönsten Reisen mit zahlreichen Eindrücken von Land und Leuten.
Ich wohnte privat bei Familien, hatte Familienanschluss und viele Gespräche über das Leben in Brasilien, die Hoffnungen und Sorgen der Menschen. Beeindruckend fand ich, überall mit offenen Armen empfangen zu werden.
Rio de Janeiro entdecken
Die Abende blieben zur eigenen Gestaltung. Die Straßen waren voller Menschen, die sich unterhielten und in den Straßencafés und -restaurants saßen, zur Metro gingen, Kinder die noch auf den Beinen waren oder Personen, die an den aufgestellten Sportgeräten turnten.
Zahllose Kaufleute, die in ihren kleinen Kiosken und auf ihren Karren Kleidung, Zeitschriften, Souvenirs, Trinken, Essen und vieles andere anboten. Dazwischen dann noch die Pipoqueiros, die Popcorn anboten und natürlich die Stände, wo ständig Tapiocas, eine Art Pfannkuchen mit Mandioca-Mehl, frisch hergestellt wurden. Sie werden mit Fleisch oder auch mit süßen Beilagen gefüllt und schmecken sehr gut.
Die Uferpromenade der Bucht wurde während der olympische Spiele restauriert, mit dem markanten „Museu do Amanhã.“ Natürlich gehörte auch der Besuch der Confeitaria Colombo, einer Konditorei, zum Programm. Leider war sie überfüllt. Deshalb verzehrten wird unsere Salgadinhas, dem brasilianischen Fingerfood, in einem Teehaus aus der Kolonialzeit. Deborah ließ es sich nicht nehmen, mir noch eine Schokoladenleckerei, brigadeiros, anzubieten.
Ich hatte TV auf dem Zimmer und wurde morgens mit den neuesten Nachrichten über die allgegenwärtige Korruption im Staate und Polizeiaktionen in den Favelas informiert. Die wirtschaftliche Situation Brasiliens ist recht schwierig. Trotzdem hat man als Tourist den Eindruck, dass die Menschen versuchen, das Beste daraus zu machen. Ich kam auch mit Menschen in Berührung, die ihre Arbeit verloren und sich als Taxifahrer für Uber versuchen, über Wasser zu halten und offensichtlich den Mut nicht verlieren.
2. Teil Sprachreise:
Salvador da Bahia
Am Samstag fuhr mich der Bruder meiner netten Professora zum Flugplatz. Ich flog nach Salvador da Bahia weiter. Ein wenig Wehmut im Gepäck, denn ich wäre recht gerne noch in Rio geblieben. Am Flughafen von Arturo in Empfang genommen, ging es in den Stadtteil Barra zu meinen nächsten Gastgebern, einem älteren Ehepaar. Auch hier war der Empfang sehr herzlich. Ich bezog im 5. Stock ein nobles Zimmer mit eigenem Bad. Der Ausblick aus dem Fenster bot auch hier die zwei Seiten brasilianischer Großstädte. Appartement- und Firmenhochhäuser und dazwischen ärmliche Viertel, hier nicht Favela, sondern Comunidade genannt.
Der Weg zum Strand war nur wenige 100 Meter, der erste Eindruck war überwältigend. Mehrere Kilometer lang Sandstrand mit den hohen Wellen des Atlantiks und hunderte von Menschen, die badeten, in den Straßencafés saßen, dazwischen auch hier fliegende Händler, in der Regel schwarzafrikanischer Herkunft.
Salvador war die erste Hauptstadt Brasiliens. Dort wurden während der Kolonialzeit die Sklaven an Land gebracht. Man kann das an der Zusammensetzung der Bevölkerung noch recht gut erkennen. Dieser afrikanische Einfluss ist in Salvador stark zu spüren. In der allgegenwärtigen Musik, im Tanz, im eigenen Dialekt (baiana), an den Speisen, in der Kleidung und in der Religiosität. So bekommt man an Ständen das Acarajė da Bahia angeboten. Es ist ein Street-Food-Gericht in Bahia: Bohnen, zu einem Teig verarbeitet, zu Kugeln geformt und in Palmöl frittiert, mit Vatapá (Meeresfrüchte-Eintopf) gefüllt und scharf gepfeffert (na moral). Sehr schmackhaft!
Die Sprachschule war von meinem Quartier in einigen Minuten zu erreichen. Nach der Vorstellung und dem Check der Sprachkenntnisse lernte ich meine Professora Suraia kennen. Vormittags war wie in Rio Sprachunterricht. Als Grundlage diente ein Buch, dass sich am Leben in Bahia orientierte. Der Vorteil des Einzelunterrichts war nicht nur der intensive Sprachgebrauch, sondern auch die Möglichkeit, den Wissenshunger jeglicher Art über Brasilien und Bahia im Besonderen zu stillen. Jeder Tag während meiner Sprachreise Brasilien war interessant und gab Einblicke in das bahianische Leben.
Das Mittagessen konnte man in einer nahe gelegenen Boteco einnehmen. Die Preise wurden nach Gewicht bemessen. Nachmittags begleitete Suraia mich bei den Ausflügen. Da die Stadt sehr groß ist, fuhren wir entweder mit dem Taxidienst von Uber, was wohl auf Grund des günstigeren Preises üblich ist, oder der Ehemann von Suraia brachte uns an unsere Ziele.
Herz von Salvador ist der Pelourinho, der Sklavenmarkt, wo früher die Sklaven misshandelt wurden, gesäumt von vielen Kirchenbauten und Architektur der Kolonialzeit. Abends werden auf dem Platz Musikdarbietungen gegeben, oder auch Vorführungen einer Folkloregruppe mit afrikanischen Tanzarten. Diese sind dem Candomblė, eine Form des Spiritismus, gewidmet, einer Mischung zwischen christlicher Religion und afrikanischen Kulten mit diversen Gottheiten. Überhaupt ist dieses Nebeneinander von christlicher und afrikanischer Geschichte in der Stadt allgegenwärtig, wie auch der Igreja do Senhor do Bonfim.
In der Kirche finden katholische Gottesdienste statt. Zugleich bieten die Anhänger des Candomblė in afrikanisch anmutendem Aufzug davor ihre Devotionalien an. Der Blick von der Kirche über die Bucht bis zum Zentrum ist atemberaubend. Anderen Tags machten wir einen Ausflug an dem Praia de Boa Viagem. Zu meiner Überraschung erklärte mir Suraia, dass sie hier aufgewachsen sei. Wir besuchten Verwandte, die noch in den Häusern am Strand leben.
Eine Busfahrt nach Praia da Forte entpuppte sich als recht interessant und ließ die Verspätung auf Grund endloser Staus vergessen. An jeder Haltestelle stieg ein anderer fahrender Händler ein und versuchte sein Angebot an die Fahrgäste zu bringen. Überhaupt sind Busfahrten in Brasilien ein kommunikatives Erlebnis.
In Praia da Forte stand neben dem Mittagessen, Moqueca Baiana, ein Fischeintopf aus Fischfilet, Kokosmilch, Palmöl mit Zutaten, wie Reis, ein Besuch der dortigen Station zum Schutz der Meeresschildkröten auf dem Programm. Es ist eine Station von vielen, die zum Erhalt der vielen Arten eingerichtet wurde. Schildkröten kehren zur Eiablage immer an ihren Geburtsort zurück.
Sprachreise Brasilien: Eine Reise geht zu Ende
Viele weitere Eindrücke und vielfältige Erlebnisse machten den Besuch von Salvador zu einem Erlebnis
Ich habe mir vorgenommen, die Stadt und dann auch das Umland noch einmal zu besuchen. Andererseits reizt es mich schon, mehr von Brasilien zu erfahren.
Ein Abend auf dem Pelourinho mit Musik und einer Folkloreshow und Capoeira, einer Art Kampf-Tanz, war der Abschluss der Woche.
Auch wenn die Beziehungen zu den Menschen, die man kennenlernte, vorab geplant waren, hinterließen sie den Eindruck von viel persönlicher Nähe. Auf jeden Fall habe ich nicht nur meine Sprachkenntnisse so verbessert, dass ich mich gut verständigen kann, sondern auch viel über ein fernes Land erfahren, das mir doch so nah gekommen ist.